>Das diesjährige „Spiel auf dem See“ bei den Bregenzer Festspielen ist eine große Enttäuschung. Man mag es „mutig“ nennen, mit „André Chénier“ eine wenig bekannte italienische Oper von Umberto Giordano, uraufgeführt 1896 in Mailand, auszuwählen, wenn sie denn für die Seebühne geeignet wäre. Die Musik, aus meiner Sicht ein fader Abklatsch von Puccini, würde ich irgendwo zwischen Operette und Filmmusik einordnen. Aber das muss ja nicht schlecht sein, wenn sie denn mitreißend und „schmissig“ wäre. Davon finde ich in dieser Oper allerdings gar nichts, wo doch die Zeitumstände der französischen Revolution reichlich Anlass für spektakuläre Melodien und auch für bombastische Szenen geboten hätten.
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(c) Bregenzer Festspiele 2011 |
Der Verlauf dieser Aufführung war aber noch enttäuschender. Als „Spektakel“ würde ich allenfalls die erste Stunde, also die ersten beiden Akte, bezeichnen. Die waren großartig und ideenreich in Szene gesetzt, einer Seebühne und einer „Revolutions-Oper“würdig. Danach wurde es ein recht schnulziger Schmachtfetzen, zudem ein Dreipersonen-Stück mit schwülstigen, liebes- und todestrunkenen Arien und Duetten. Das hätte man auch als Kammerspiel aufführen können. Ich wartete noch auf den vielleicht zu erwartenden fulminanten Schlusschor, auf irgendeine große spektakuläre Szene am Ende – nichts. Das Spiel verglomm im bläulichen Licht dahinschluchzender Liebender vor dem Tod. Puhh! Das Libretto mag ja ins ausgehende 19. Jahrhundert passen – für heute wirkt es einfach lächerlich und unverständlich, schwülstig und gequält heroisch. Aber ehe noch etwas auf der Bühne passierte, war das Spiel dann zu Ende. Irgendwie ist der Inszenierung in der zweiten Stunde die Luft ausgegangen, sind zumindest die Ideen für eine Seebühne ausgeblieben. Das war dann kein Spektakel mehr, sondern nur noch – langweilig.
Nach solch überwältigenden Inszenierungen wie „West Side Story“ (2005/2004) und „Aida“ (2009/2010) ist diese Aufführung ein Abfall. Der Applaus war dann auch gelinde gesagt „verhalten“. Natürlich, Geschmäcker sind verschieden, aber meinen Geschmack traf das Spiel auf dem See in diesem Jahr nicht. Ich fand es darum nicht lohnenswert, auch nicht empfehlenswert. Schade, Bregenz hat einen Ruf zu verlieren…