>Da beginnt es also heute, das große Gipfeltreffen der 20 „Großen“ in London. Eigentlich ist alles an diesem Treffen „groß“, vor allem auch die Erwartungen ihm gegenüber. Groß wird dann auch die Enttäuschung sein oder, falls die Medien es hinreichend positiv „kommunizieren“, der fade Nachgeschmack, dass eigentlich ein Berg gekreist und doch nur wieder eine Maus geboren hat. Die Interessen sind zu unterschiedlich, auch wenn im Vorfeld das Gegenteil beschworen wird.
Vielleicht ist darum auch die heimliche Mitte dieses Treffens das eigentliche Ereignis: das Treffen von Präsident Obama und des chinesischen Staatschefs Hu Jintao. China hat sich bisher nach eigener Einschätzung in der Krise gut geschlagen und bietet sein staatskapitalistisches System als zukunftsträchtiges Modell an. Dass darin Demokratie und individuelle Freiheit, Rechtssicherheit und Menschenrechte keine Rolle spielen, ist für die chinesische Führung ein besonderer Triumph, haben sie doch immer schon den „besonderen“ Weg Chinas gegenüber den westlichen Demokratien gepriesen. Das neue Selbstbewusstsein der Chinesen wird schon im Vorfeld spürbar: Sie äußern Sorge gegenüber der Stabilität des Dollars, Zweifel gegenüber der Kraft der amerikanischen Wirtschaft und Hoffnung auf eine neue Weltwährung, in der natürlich der Yuan eine größere Rolle spielen würde. Hoffentlich bringt sie das neue Kraftgefühl nicht vorschnell ins Stolpern.
Auch China ist tief in die globalisierte Wirtschaft verflochten. Als Hauptgläubiger der hochverschuldeten USA müssen sie am Wohlergehen ihres Klienten mehr interessiert sein als ihnen lieb ist. Umgekehrt haben sich die USA durch ihren enormen Kreditbedarf derart in China und den arabischen Ländern verschuldet und damit in Abhängigkeit gebracht, dass daraus schon eine neue Schicksalsgemeinschaft entstanden sein könnte. Die Interessengegensätze bleiben bestehen, aber der Zwang zur Kooperation ist gewachsen.
Das ist eigentlich das Beste am beginnenden G20-Gipfel: Alle teilnehmenden „großen“ Länder wissen, dass sie die Krise alleine nicht überwinden können, sondern dass sie eine gemeinsame „große“ Verantwortung tragen: dass entschlossene und wirksame Wege zu einer künftigen wirtschaftlichen Kooperation und finanziellen Kontrolle beschritten werden, die allen zum Nutzen gereicht, insbesondere den besonders betroffenen Ländern Afrikas. Wer redet, schießt nicht. Das ist vorerst das wirklich Tröstliche.
Denn Situationen wie diese heutige haben schon zu anderen Zeiten Gewalt als „Lösung“ empfohlen. Es wäre schon ein Fortschritt, wenn das diesmal vermieden werden könnte. Noch sind wir nicht durch, aber die Chance einer kooperativen Entwicklung besteht. Hoffentlich sind sich die 20 „Großen“ dessen bewusst – und insbesondere die beiden großen „G2“.