>In den letzten Tagen gab es aus meiner Sicht kaum etwas, das zu kommentieren wert gewesen wäre. Der Tod Michael Jacksons und in dessen Gefolge auch sein Leben und Wirken ist nun wirklich von allen Seiten beleuchtet und vergegenwärtigt worden. Andere Größen zum Beispiel des Sports fielen tief, weil sie in Dopingverdacht gerieten. Wieder andere vermeintliche und wirkliche Größen spielen auf dem politischen Parkett weiter, egal ob es den Zuschauern gefällt oder nicht – auch unabhängig davon, ob es überhaupt viele Zuschauer gibt. Da verhakeln sich zu Guttenberg mit seinem Ziehvater Seehofer über die Quelle-Rettung, da tauschen angesichts eines bevorstehenden Besuches aus der Ferne schon einmal der amerikanische Präsident und sein russischer Vorgänger Putin Nettigkeiten aus, die nach Kindergarten klingen: „Ich hab das schönere Förmchen!“ Und Übermutter Merkel sieht alles aus höherer Warte (?) auf einem guten Weg. Klar, wenn man auf der Spitze ist, gefällt einem der Blick nach unten. Die Wirtschaftskrise kriselt weiter, die Finanzkrise wirft neue Blähungen (IKB: weitere 7 Milliarden Bedarf), Europa kriselt auch, und nicht erst wegen Afghanistan und seines Engagements dort, sondern noch mehr wegen seiner selbst. Das Verfassungsgericht jedenfalls hat den Euroskeptikern hier wie jenseits der Grenzen erneut Nahrung gegeben. Es ist wahrlich nicht alles Gold, was dort im Sternenkranz auf blauem Grunde glänzt. Brüssel ist und bleibt allzu oft das Forum für nationale Eitel-und Befindlichkeiten. Das 19. Jahrhundert liegt eben doch noch nicht sehr weit zurück, und überwunden ist das, was der Nationalismus damals geboren hat, längst noch nicht.
Zwei kleine Meldungen sind mir aufgefallen, die ich doch für bemerkenstwert halte. Da stellt der Freiburger Wissenschaftler Thomas Stieglitz , Professor für „Biomedizinische Mikrotechnik“ in Freiburg, zu den erträumten Möglichkeiten und Fähigkeiten von Brainchips lapidar fest: „Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Momentan versuchen die Forscher, das Gehirn zu verstehen, um es zu simulieren. Erst danach sind differenzierte Funktionssteigerungen denkbar. Die Technik hat zwar einen enormen Miniaturisierungsprozess durchlaufen, aber richtig viel weiter als vor 100 Jahren sind wir technisch nicht.“ Das sollte man auch manchen hochtrabenden Neurowissenschaftlern über die Leistungsfähigkeit unserer „Hirnwissenschaften“ ins Stammbuch schreiben. Wir sind offenbar noch längst nicht so weit, auch nur alle Vorgänge im Gehirn überhaupt zu verstehen geschweige denn sie zu beeinflussen oder gar zu simulieren. Noch nicht, – vielleicht auch gut so.
In Queensland im Nordosten Australiens wurden die Fossilien dreier riesiger Dinosaurier entdeckt, sog. Sauropoden, die zu den ältesten Funden überhaupt gehören. Mehr als 100 Millionen Jahre sollen sie alt sein. Sie repräsentieren drei neue Arten von Sauropden und verändern und erweitern unser Wissen vom prähistorischen Leben auf diesem Kontinent und damit auch auf der Erde überhaupt ganz erheblich. Umgekehrt kann man auch feststellen, wie wenig wir eigentlich noch darüber wissen, wie das Leben auf der Erde vor Hunderten Millionen Jahren wirklich aussah. Auch dies zeigt deutlich, dass wir überhaupt keinen Anlass haben, weder in diesem noch im vorigen Jahrhundert, darüber zu jubeln, „wie herrlich weit wir’s denn gebracht„, sei es in den Neurowissenschaften, sei es in den (natur)historischen Wissenschaften, von Politik und Philosophie einmal ganz zu schweigen. Es bleibt wahrlich noch viel zu tun, bis der Mensch wirklich etwas weiß und ein moralisches Wesen wird, wenn es denn überhaupt einmal geschehen kann.