Das klingt nach einer Revolution der Schreibtechnik: Statt 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets oder statt 102 Tasten der Standard-Quertz-Tastatur nur 4 Farb- oder Symbolfelder. Zunächst ist nur daran gedacht, die mit je drei Buchstaben belegten 10 Zifferntasten des Telefons plus T9 Schreibhilfe zu ersetzen, aber dies Verfahren könnte unsere Schreibtechnik radikal verändern. Wenn es denn funktioniert.
Die israelische Firma Snapkeys hat in Zusammenarbeit mit Philips dies neue Eingabeverfahren zum Schreiben entwickelt und jüngst auf der CES in Las Vegas vorgestellt, siehe Bericht im ZD-Net. Und ZD-Net zeigt auch, wie es aussehen soll:

Zwar ist zunächst, wie man lesen kann, an den Einsatz auf Tablet-PCs gedacht, aber das Verfahren birgt doch ein viel größeres Potential:
Die Software kombiniert Technologie von 2i mit einer Worterkennung. Das Prinzip basiert auf simplen Formen, die schon kleine Kinder lernen. Ein Nutzer tippt nur noch den Bereich an, die der Form des gewünschten Buchstabens entspricht. Dem Hersteller zufolge hat Snapkeys eine Treffsicherheit von 99 Prozent.
Die Kombination mit einer instant verfügbaren Worterkennung ist dabei der eigentliche Pfiff. Nach etwas Einübung sei es kinderleicht – und auch den Kindern abgeschaut. Da kann was dran sein. Zumindest würde es die Tastatureingaben erheblich vereinfachen. Zunächst noch Farbfelder mit Buchstabenzeichen, dann nur noch einfache Strich-Symbole – und schließlich blinde Eingabe auf den 4 bzw. 6 virtuellen Feldern. Das setzt natürlich voraus, dass man die entsprechende Buchstabenzuordnung im Kopf haben muss: MAN WH KX sind grün und gehören zum Feld rechts oben usw. Das scheint erst einmal recht kompliziert zu sein, aber wenn man überlegt, wie schnell sich die SMS-Eingabe mit der 10er-Tastatur bei Handys durchgesetzt hat, erscheint auch dieses Vier-Tasten-Konzept nicht so unmöglich und nur eine Sache der Übung zu sein. Wenn die Trefferquote der Worterkennung dann tatsächlich bei 99% liegen sollte, wäre das in der Tat erstaunlich.
Man kann sich leicht ausdenken, dass dieses System, einmal gelernt und angewandt, weit mehr Potential hat als die alte „analoge“ Stenographie. Die war nur etwas für Büro-Fachkräfte. Aber der Einsatz eines neuen Eingabeverfahrens auf Smartphones und Tablets würde rasch zu einer rasanten Ausbreitung führen. Wir könnten in den vier Symbolen = Feldern denken lernen statt in Buchstaben. Allerdings brauchen wir die Buchstaben schon noch zum Lesen. Doch auch auf der Seite der Rezeption ließe sich gewiss noch einiges bewerkstelligen. Man denke daran, dass in der Regel zum Erkennen und Verstehen eines geschriebenen Wortes nur der erste und der letzte Buchstabe nötig sind und die restlichen Buchstaben in beliebiger Reihenfolge vorkommen dürfen.
Das Eingabeverfahren von Snapkeys hat etwas, weil es so einfach klingt. Es könnte unser Schreiben, Lesen und damit auch Denken verändern, und zwar sehr allmählich, aber nachhaltig, ebenso wie der Übergang von der Wortsymbolschrift zur Laut- bzw. Buchstabenschrift unser Schreiben, Lesen und Denken verändert hat; erst die Buchstabenschrift hat analytisches Denken hervor gebracht. Nun also wieder zurück zu Symbolen? Nein, es wäre kein Zurück, sondern die Überführung der Schrifteingabe und des Wortverstehens in sehr einfache, grundlegende Symbole, vom Computer unterstützt.
Klingt faszinierend. Bin gespannt, ob es funktioniert und sich durchsetzt. Allein der Versuch dieser Umsetzung ist schon genial.
Eine Antwort auf „Vier Symbolfelder statt 26 Buchstaben“
Ich bin da sehr skeptisch, eben wegen des Lernaufwands. Es gibt alle 5 Jahre irgendeine Firma, die ein neues Schreibsystem entwickelt, ich erinnere mich zuletzt an einen Ansatz von Numblock-Größe.
Das Tippen auf den 12 (!) Tasten eines Handys konnte sich einzig und allein so schnell durchsetzen, weil es schlicht keine Alternative gab, Volltastaturen in Handys zu integrieren. Und wenn man sich all die Smartphone-User mit ihren Touchscreens anschaut, nahezu alle davon tippen auf der virtuellen qwertz-Volltastatur. Systeme wie swype, das ja auch auf Worterkennung basiert, haben sich nicht durchgesetzt, weil die Wörterbücher – wie schon bei T9 – einfach nie die Leistung zeigen, die die Nutzer erwarten. Gerade auf Tablets, wo der Platz für eine virtuelle Volltastatur noch viel großer ist, wird sich ein solches System nicht durchsetzen. Zumal die Nutzer es sich wahrscheinlich kostenpflichtig dazukaufen müssten.