Was ist die Seele? Gibt es sie? Ist der Begriff „Seele“ ein Konstrukt metaphysischer Vergangenheit? In den letzten Jahren sind erstaunlich viele Bücher erschienen, die der Frage nach der Seele als einer zentralen philosophischen Frage erneut nachgehen. Es geht also nicht um esoterische Literatur. Vielfach sind es Erörterungen, die an die Diskussionen über die bisherigen Ergebnisse der Hirnforschung anknüpfen. Offene Fragen wie die nach Willensfreiheit und Personalität werden in der aktuellen Philosophie des Geistes thematisiert. In diesem Zusammenhang ist ein geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung des Seelenbegriffs angebracht.
Unter dem Thema „Augustin oder: Die Reinigung der Seele“ bin ich dem Verständnis von „Seele und Geist in Geschichte und Gegenwart“ nachgegangen. Es ist dabei ein Beitrag zum Verhältnis von Religion und Psychologie entstanden, der aus dem Rückblick heraus die gegenwärtigen Aporien und festgefahrenen Antithesen des naturalistischen Reduktionismus und des ontologischen Dualismus in gleicher Weise vermeiden und überwinden helfen möchte. Kristallisationspunkt ist die Person Augustins geworden, weil sich in ihr das verdichtet, was das Verständnis der Seele in der abendländisch-christlichen Philosophie über Jahrhunderte geprägt hat. Gerade seine Verbindung psychologischer Selbstbetrachtung (in den Confessiones) mit der radikal negativen Anthropologie (Erbsünde) auf der Basis eines einseitigen Sexismus hat folgenschwere Konsequenzen gehabt bis in unsere Tage. Der Seelenbegriff ist nicht zuletzt durch Augustin geprägt und in gewisser Weise „vergiftet“ worden. Die Neuzeit hat sich dieses Begriffes weitestgehend entledigt. Statt dessen wurde Bewusstseinsphilosophie oder eben eine Philosophie des Geistes entworfen, die ohne Umschweife zu den heutigen Fragestellungen der Kognitionswissenschaften hingeführt haben. „Gehirn & Geist“, „theory of mind“ sind die heute aktuellen Stichworte einer Diskussion, die das Seelische als etwas Unwissenschaftliches der Esoterik überlassen hat – oder allenfalls als empirische Psychologie einzuholen trachtet.
Welchen Sinn hat es da, sich erneut mit dem Begriff „Seele“ herum zu schlagen? Dies soll in dem hier vorgestellten Beitrag aufgezeigt werden. Es gibt von unterschiedlicher Seite spannende Versuche, Vorschläge und Entwürfe, den Begriff „Seele“ als Katalysator in eine Diskussion einzubringen, die sich mit den Schwierigkeiten der sogenannten „Qualia“ nicht zufrieden geben kann. Vielleicht kann dadurch ein Weg gefunden werden, aus der unglücklichen Sackgasse der Antithetik entweder empirischer Naturalismus oder ontologischer Dualismus heraus zu kommen.
Der Beitrag steht frei im Netz zur Verfügung als der erweiterte Text eines Vortrages (HTML ) oder als eBuch (PDF).
Augustin oder: Die Reinigung der Seele.
Seele und Geist in Geschichte und Gegenwart
Ein Beitrag zum Verhältnis von Religion und Psychologie