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Unrealistische Risikobewertung

Risikobewertungen ignorieren oft die tatsächlichen Gegebenheiten. Unser Verhalten ist darum wenig an die Realitäten angepasst.

Die Gefährdung und Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen wird ausgeblendet oder als lässlicher Kollateralschaden in Kauf genommen. Das betrifft

  • Mikroplastik, das über die Ozeane in die Nahrungskette eindrint; Folgen der Einlagerung in alle Organismen einschließlich Menschen unabsehbar.
  • Zerstörung der Böden und Gewässer durch Überdüngung (auch durch Gülle) und chemische Verseuchung (Pestizide, Neonikotinoide), massenhafte Ausrottung von Arten. Folgen: unwiderbringlicher Verlust von Lebenskapazitäten.
  • Gefährdung und Zerstörung von großen Lebensräumen durch Raubbau und durch faktisch ungebremste Klimaerwärmung. Folgen: Verwüstung, Kampf um Nahrungsmittel und Lebensraum, Migration
  • [Hier nur die gröbsten Punkte; Liste kann verlängert werden.]

Demgegenüber werden einzelne Technologien hochgelobt und andere verteufelt, fast immer durch einseitige Bewertung und Information, weniger durch sachliche Prüfung. Sicher ist: Energie, sehr viel Energie, Bedarf weiter wachsend, ist und bleibt lebensnotwendig. Aber wie soll und kann sie gewonnen werden? Klar, auf jede möglichst umweltverträgliche Weise. Nachhaltigkeit ist Trumpf. Und schon scheiden sich die Geister.

Beispiel: Atomenergie. Allein die unheimliche (weil unsichtbare) radioaktive Strahlung (Strahlung scheint immer geheimnisvoll, beim Handy angefangen) macht befangen, obwohl diese Strahlung „natürlich“ ist, gut bekannt und gut beherrschbar. So wird eine Technologie als „Hochrisikotechnologie“ deklariert, ein politisches und ideologisches Manöver. Dabei sind Atomkraftwerke die sichersten und bestgeschützen industriellen Anlagen überhaupt. Null ist das Risiko allerdings niemals und nirgendwo, und keine Technologie ist kostenlos.

[Beispiel: Von den „Ewigkeitslasten“ des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet zum Beispiel redet niemand, dabei würde das Ruhrgebiet komplett absaufen, wenn die Pumpen einmal aus Mangel an Energie ausfallen – in Ewigkeit. Mehr Info:]

Pumpen für die Ewigkeit

Das, was eine Gesellschaft an Risiko hinzunehmen bereit ist, ist weniger sachlich begründet und realistisch abgewogen, als durch Vorurteile und Ängste bestimmt – und durch Ausblenden realer Gefahren. So ist die Entsorgung von alten Windkraftanlagen noch überhaupt kein Thema, obwohl das eine schwierige, risikobehaftete Aufgabe ist und erst recht künftig sein wird. Von Solarmodulen wäre da auch noch zu reden. Und Deichschutz, Gewässerschutz, Schutz der Böden und Wälder sind noch kaum ein öffentliches Thema, obwohl die Fachleute schon lange darauf aufmerksam machen und warnen. Es geht dabei nicht um irgendwelche Biotope von Naturliebhabern, sondern um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit insgesamt. Bei aller Notwendigkeit der Technik: Wir brauchen die Natur und ihre Ressourcen!

Das Klima verändert sich rasant, und extreme Wettererhältnisse wie Trockenphasen und Unwetter nehmen zu. Vorsorge wird noch kaum getroffen, über vorbeugende Maßnahmen zur Anpassung an die veränderten klimatischen Verhältnisse wird zu wenig diskutiert. Dabei ist das auch jetzt in der durch den Russlandkrieg verschärften Notlage erst recht nötig. Dass es dabei um Veränderungen unseres Arbeitens, Denkens, Wirtschaften, Lebens gehen wird, ist auch klar. Auch die weltweite Verteilung der Ressourcen steht zur Debatte. Wird nichts getan, gewinnt der militärisch Stärkste. Ob der sich dann seines ‚Gewinns‘ noch freuen kann, steht auf einem anderen Blatt.

Lesetipp zum Beispiel zur Ressource Wasser:

Josef H Reichholf, Flussnatur, 2021

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