Willkommen in „Eurasia“
Von Konrad Schuller , Berlin 26.10.2025, 12:23 @faznet plus
„Als George Orwell kurz nach dem Zweiten Weltkrieg „1984“ schrieb, legte er seinem Roman über die versklavte Menschheit der Zukunft eine Spekulation zugrunde: Drei totalitäre, nuklear bewaffnete „Superstaaten“ würden sehr bald die Welt unter sich aufteilen. Der erste, mit Russland als Kern, werde Europa „absorbieren“ und zu einem imperialen „Eurasia“ werden. Der zweite werde von Amerika aus Großbritannien sowie die Reste des British Empire aufsaugen und „Oceania“ errichten. Drittens werde rings um China „Ostasia“ entstehen.
Dass Orwell damals nicht recht behielt, hatte vor allem einen Grund: Die Vereinigten Staaten wurden trotz autoritärer Tendenzen in den McCarthy-Jahren keine Diktatur, und sie ließen auch nicht zu, dass Russland – damals die Sowjetunion – ganz Europa absorbierte. Zumindest Westeuropa fand in der NATO Sicherheit unter amerikanischem Schutz. Nach 1989, als das Moskauer Hegemonialsystem zerbrach, schien der weltweite Sieg der Demokratie unvermeidlich.“
Die Rückkehr von Orwells Geopolitik
„Jetzt aber werden Elemente der globalen Ordnung von „1984“ zu Realitäten. Erstens sind die demokratischen Versuche in Russland längst gescheitert. Das totalitäre „Eurasia“ ist da. Zweitens ist auch der imperiale Superstaat „Ostasia“ keine Fiktion mehr. Das autoritäre China macht Anstalten, auf Taiwan und die Inseln vor seiner Küste auszugreifen. Mit den Einflusslinien der „neuen Seidenstraße“ und des Staatensystems BRICS strebt es nach einem System von Satellitenstaaten und will Weltmacht werden. Und drittens: Mit Donald Trump scheint auch Amerika in Richtung Autoritarismus zu driften. Trump flirtet mit Despoten, erklärt demokratisch regierte Städte zu Übungsplätzen des Militärs und sucht territoriale Erweiterung.“
[Der vollständige Artikel ist kostenpflichtig unter FAZ plus verfügbar.]