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Schweiz Sicherheit

>Holzkopf oder Strohkopf

>Was ist dem deutschen Skifahrer lieber: Holzkopf oder Strohkopf? Eines von beiden muss es sein, wenn man das Treiben auf deutschen Skipisten betrachtet. Höchstens jeder Dritte oder Vierte trägt einen Schutzhelm. Nur bei Kindern liegt die beobachtete Rate etwas höher. Aber auch die Kleinen tragen keineswegs alle einen Schutzhelm. Und die Eltern sowieso nicht. Wenn ich im Lift mit einem älteren Wollmützenträger darüber spreche (selten, was geht es mich an?) oder einem entsprechenden Gespräch in der Gondel lausche, höre ich „Argumente“ wie „Ich bin schon immer so gefahren ohne Helm.“ – „Denen gehts doch nur ums Geschäft.“ – „Neumodischer Blödsinn.“ – „Mir ist noch nie was passiert.“ Also so ähnlich wie seinerzeit (jaja, in grauer Vorzeit…) über die einst strittige Gurtpflicht in PKWs diskutiert wurde. Fakten werden ignoriert, wenn sie nicht ins Weltbild passen – oder an alte Gewohnheiten rühren. Beim Skihelm geht es nicht erst seit dem Althaus-Unfall um den eigenen Schädel. Wem der allerdings nicht so viel wert ist, hat entweder einen sturen Holzkopf bzw. ist ein solcher, oder er hat außer Stroh nichts im Kopf, nichts jedenfalls, was zum Denken hilft, ein Strohkopf halt. Dass Skihelme einen wichtigen Schutz darstellen, ist inzwischen unumstritten. Warum aber können sie sich auf deutschen Pisten so schwer durchsetzen?

Es muss nicht gleich ein gesetzliches Gebot oder Verbot her, wenngleich eine Reihe von Alpenländern zumindest für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren die Helmpflicht eingeführt haben. Manchmal hilft ein indirekter Weg wie der der Schweiz: Weil dort eine Helmpflicht eine Sache der Kantone wäre und ähnlich unterschiedlich wie in Österreich für Kinder geregelt sein könnte, haben schweizerische Unfallversicherungen Abschläge bei Erstattungen im Falle von Kopfverletzungen bei Skiunfällen ohne Schutzhelm angekündigt. Fazit: Wer nicht aktiv zur eigenen Unversehrtheit beiträgt, soll zahlen. Vielleicht ist das der Grund, dass man auf den Skipisten in der Schweiz inzwischen 70 – 80 % Helmträger findet, bei Kindern nahe 100 %. Oder sind die Schweizer einfach vernünftiger und einsichtiger? Nun ja, andererseits die Minarette…