Mmh, die Piraten. Man diskutiert hin und her, woher dies Phänomen kommt: von Null auf Hundert in einer (Berlin-) Wahl, und dann weiter in dem Takt. Was macht sie so attraktiv? Wo sie doch kaum handfeste Inhalte haben? Woher kommt die hohe Bereitschaft vieler Bürger, eine unbekannte Partei mit unbekannten Gesichtern und unbekanntem Programm zu wählen oder mit ihr zu sympathisieren? Zwar verlieren die Piraten mal wieder ein wenig in der Forsa-Umfrage, aber niemand zweifelt, dass sie in den nächsten Landtagen in Kiel und Düsseldorf und auch 2013 im Bundestag vertreten sein werden. 57% finden es gut, dass es eine weitere Gruppierung im Parteiensystem gibt, schreibt Forsa. Also viel Potential nach oben.
Ich denke, dass ist auch schon eine Erklärung für den fulminanten Aufstieg. Es ist eigentlich egal, was für eine „Gruppierung“ da neu auftritt, Hauptsache, es ist etwas Neues, Frisches, nicht Abgestandenes und in Politikritualen Erstarrtes. Die Unzufriedenheit der Bürger bei Umfragen mit allen im Bundestag vertretenen Parteien angesichts der Herausforderungen in der EU und in der globalisierten Finanzwirtschaft hat fast jede Umfrage erneut bestätigt. Wenn dennoch die Werte der Parteien nicht in den Keller gingen, so nur wegen des Fehlens einer Alternative. Welches von den Instituten hat schon jemals den Sympathiewert von „Neue Partei“ abgefragt? Na siehste.
Die „Neue“ ist jetzt da: mit den PIRATEN. Zur rechten Zeit am richtigen Ort. Also – ganz beliebig ist es nicht, was für eine Art Partei sich für die Sehnsucht nach Wandel und Sicherheit anbietet. Sie muss schon eine „Botschaft“ haben, nicht unbedingt ein Programm. Die Botschaft der Piraten lautet: Wir sind jung, wir sind anders, wir bringen frischen Wind in die politische Bude. Wir wollen mehr Demokratie. Und Internet klingt doch auch ziemlich modern, vor allem bei jungen Leuten, die das Gemeckere der Alten über die Gefahren und Verderbnis des Internets nicht mehr hören können. Der Erfolg ist die Mutter des Erfolges: Schon kommen Alt-Achtundechziger, Attacer, ‚Wutbürger‘ hinzu, die schon immer von Basisdemokratie träumten. Flugs füllt sich ein großes Sammelbecken. Eigentlich können die Piraten gar nichts dafür, sie sind praktischerweise nur gerade da…