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Gestern konnte man in Davos eine comedyreife Verwandlung erleben (live nur auf CNN, für deutsches TV zu uninteressant…?): Putin säuselte 25 Minuten lang von der Notwendigkeit weltweiter Zusammenarbeit, atomarer Abrüstung und neuer rechtlicher Rahmenbedingungen für internationale Energiesicherheit. Er warnte sogar gönnerhaft vor zu viel staatlicher Intervention: Russland habe damit schlechte Erfahrungen gemacht. Ganz Staatsmann, ganz verbindlich und wie immer stets gesprächsbereit. Als ehemaliger KGB-Offizier versteht er sich erstklassig aufs Tarnen und Täuschen. In Davos zog Putin einmal wieder die Samthandschuhe an, nachdem er die Gasprom-Lederhandschuhe und den Helm des Panzerfahrers von Gori abgelegt hatte. Meinte er wirklich, man würde Russlands jüngste Machtdemonstrationen („hard power“) in Georgien und im Gasstreit mit der Ukraine einfach vergessen? Schlau wie er ist, setzt er einfach dreist auf das kurze Gedächtnis der Medien und auf die Konfliktscheu und das Harmoniebedürfnis der Europäer. Er bietet alles Mögliche an Sicherheit und Zusammenarbeit an – als ob es nicht Abkommen dazu genug gäbe (OSZE). Nur hat gerade Putin immer wieder gezeigt, dass ihm Abkommen nichts gelten, wenn es um offenkundige Machtpolitik geht und um die Ausweitung der russischen Einflusssphäre möglichst auf alte sowjetische Größe: Schließlich ist für ihn der Untergang der Sowjetunion die „größte weltgeschichtliche Katastrophe“ des vergangenen Jahrhunderts gewesen.
So gilt es nüchtern die Chancen einer künftigen Russlandpolitik Europas auszuloten. Appeasement zahlt sich nie aus. Vielleicht sind in Europa nun doch zumindest die Energiepolitiker aufgewacht, seit stillstehende Gasturbinen zur winterlichen Realität gehören – Dank Putin. Hierzu ist heute morgen der Leitartikel von Nikolas Busse in der FAZ (leider noch nicht online) absolut treffend und zu beherzigen!