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Deutsche Geschichte

>Polemisch – irenisch – gut!

>Der Beitrag von Egon Flaig, den die FAZ am Wochenende abdruckte, ist wirklich bemerkenswert: knapp, polemisch, sarkastisch, präzise: eine Art Abrechnung. Flaig ging und geht offenbar einiges gegen den Strich, nicht nur bei Jürgen Habermas. Seine vernichtende Kritik des inzwischen hoch angesehenen, früheren enfant terrible der deutschen Soziologie und Philosophie, aber Liebling des Feuilletons Jürgen Habermas ist beißend, und dies speziell gemünzt auf die provozierende Haltung von Habermas im sog. „Historikerstreit“ vor 25 Jahren. Ich kann die Position von Flaig gut nachvollziehen, hätte mir aber etwas weniger Polemik gewünscht. Vielleicht sollte man sich das Buch von Mathias Brodkorb, aus dem dieser Artikel ein Auszug ist, einmal näher ansehen. Denn auch für Flaig gilt sein eigenes Kriterium des „logon didonai“, der fairen Rechenschaft. Nach 25 Jahren sind wir in mancher Hinsicht kaum über den Zustand kurz nach dem „Historikerstreit“ hinaus, als eine bestimmte angeblich „relativierende Sicht“ der NS-Zeit gesellschaftlich geächtet wurde. Hoffentlich können wir heute mit unserer Geschichte besser und lockerer und dementsprechend kritischer umgehen, und zwar die ganze Zeit „Deutschlands“ betrachtend, und nicht nur 12 Jahre.

Wie sehr dieser Zwischenruf Egon Flaigs berechtigt ist und aus meiner Sicht gut tut, zeigt dieses Zitat am Ende seines FAZ-Textes: „Wir sind Zeugen geworden eines Kulturbruchs, nämlich einer weitgehenden Negierung der Errungenschaften des Griechentums. Da die Verbindlichkeiten nicht mehr über den Streit entlang von Wahrheitsregeln herstellbar sind, müssen neue, ganz anders geartete Verbindlichkeiten moralisch erzwungen werden. Daher die pestartige Virulenz der Political Correctness und des Gutmenschentums mit seiner spezifischen Intelligenz. Die moralischen Diffamierungen müssen folglich immer mehr zunehmen.“

„… die pestartige Virulenz der Political Correctness und des Gutmenschentums“ – wow, das ist gut gesagt!